Ferrara Duo


BM319295Annina Holland-Moritz und Stefan Conradi spielen 300 Jahre Musikgeschichte auf Fagott und Gitarre

Es gibt Kombinationen, die gibt’s gar nicht. Z.B. Fagott und Gitarre. Hat man sowas schon mal gehört? Kann das gutgehen? Und was spielen die überhaupt? Gibt es für solch eine Besetzung denn Stücke?

Eins nach dem anderen. Also: Fagott und Gitarre gehen gut zusammen, was auch daran liegt, dass beide Instrumente erstaunlich flexibel und anpassungsfähig sind. Es stimmt schon: normalerweise gilt das Fagott als Kobold im Orchester, und so wird es im 19. und 20. Jahrhundert auch gerne eingesetzt, denken wir nur an den Zauberlehrling von Paul Dukas, in dem das Fagott anfangs das Thema des teuflischen Besens intoniert. Aber das Fagott ist viel mehr als ein Orchester-Troll.

Zuallererst bildet es das Bassfundament im Holzbläserensemble. Obwohl ein Fagott wie ein Stück Holz und etwas Blech aussieht, mit dem Picasso länger gearbeitet hat, straft sein warmer, runder, biegsamer Ton, der auch bei schnellen Skalen oder in der Höhe nie schrill oder unangenehm wird, sein Aussehen Lügen. Das Fagott ist ein sanfter Riese, der den Ton der Holzbläser golden-warm nach unten abrundet. Wer das nicht glaubt, der höre die Fagott-Konzerte von Mozart, Weber oder Hummel.

Die spanische Konzertgitarre passt dazu ganz hervorragend, weil sie sowohl eine zweite Melodiestimme als auch das akkordische Fundament liefern kann, über dem der Fagottist bzw. in unserem Falle die Fagottistin sich mit kantablem Schmelz aussingen darf.

Also gut, die Kombination passt. Aber das Repertoire, wie sieht’s denn damit aus? Annina Holland-Moritz und Stefan Conradi, die Künstler unserer Aufnahme, haben, um auch die letzten Zweifler zu überzeugen, 21 Stücke von Komponisten aus drei Jahrhunderten ausgewählt. Damit demonstrieren sie, was eine begnadete Fagottistin und ein hervorragender Gitarrist vermögen. Ihr Repertoire reicht von großen Namen wie Mozart, der ohnehin eine gewisse Schwäche für das Fagott hatte, Donizetti und Debussy über charmante Frühklassiker wie Romberg und Göpfert bis zu Edward Elgar und Howard Arlens unsterblichem „Over the Rainbow“ aus dem Film Der Zauberer von Oz mit Judy Garland.

Die meisten Stücke auf dieser CD sind Bearbeitungen. Warum? Weil es in der Vergangenheit einfach zu wenige Menschen gab, die zu einem Mozart, Haydn, Beethoven oder Brahms gesagt hätten: Jetzt schreib‘ mal was für Fagott und Gitarre. Die eine große Ausnahme stellt die Sonate für Fagott und Gitarre op. 13 von Carl Andreas Göpfert dar, und allein deshalb ist sie hörenswert. Die Sonate B-Dur von Mozart (KV 292) wurde vermutlich für Fagott und Violoncello geschrieben, die Romance op. 62 von Elgar erblickte das Leben als Stück für Fagott und Streichorchester, und Debussys Le petit Nègre war einmal ein Klavierstück für Schüler, das sich auch heute noch in vielen Klavierschulen findet.

Es ist schon richtig: Bearbeitungen in der Musik sind so eine Sache, aber auch hier kommt es darauf an, wie sie gemacht wurden. Und hier haben wir es mit sehr instrumentengerechten, gut klingenden Versionen zu tun, die die Eigenheiten und Vorzüge beider Instrumente gut ausnutzen, ohne die Originale zu vergewaltigen. Gute Bearbeitungen können durchaus an das Original heranreichen. Franz Liszts Don Juan-Fantasie, eine Opernparaphrase über Mozarts Don Giovanni, gilt als ein Musterbeispiel für eine Bearbeitung, die dem Original, in diesem Fall einer komplexen Opernpartitur, vollkommen zu seinem Recht verhilft, obwohl hier nur ein Pianist auf einem Klavier spielt.

Auch Annina Holland-Moritz und Stefan Conradi gelingt dieses Kunststück, auch sie sind in der Lage, großen Musikstücken auf anderen, als den vom Komponisten festgelegten Instrumenten und in einer anderen Besetzung absolut gerecht zu werden. Das ist keine Kleinigkeit. Und sehr hörenswert.

Best.-Nr.: BM319295