Giacomo Meyerbeer – Lieder


BM319294„Aufforderung zur Liebe“ – Lieder von Giacomo Meyerbeer

Das Lied-Duo Chudak-Schulz geht auf Entdeckungsreise bei einem Großmeister der Oper

In der ganzen Geschichte der Musik gibt es keinen solchen Abstieg wie den von Giacomo Meyerbeer (1791-1864). Zwischen 1830 und 1880 galt er als der bedeutendste Opernkomponist der Welt und war der unumschränkte Herrscher der französischen Grand Opera. Fünfzig Jahre später stand sein Name für Schwulst, Schund und leeres Getöse. Was ist denn da passiert?

Fangen wir mit dem Namen an: Dieser Giacomo Meyerbeer hieß eigentlich gar nicht Giacomo, sondern Jakob Liebmann Meyer Beer, war ein waschechter Berliner aus Rüdersdorf und vermutlich der fleißigste Theaterbesucher aller Zeiten: 50 Jahre lang ging er jeden Abend ins Theater. Nach einer erstklassigen Ausbildung bei dem Goethe-Freund Zelter, der auch der Lehrer Mendelssohns war, und bei Abbé Vogler, von dem auch Carl Maria von Weber unterrichtet wurde, ging Meyerbeer nach Italien, wo er zehn Jahre verbrachte und sechs Opern im Rossini-Stil komponierte. In Italien mutierte er so sehr zum Italiener, dass er schreiben konnte: „All meine Gefühle und Gedanken wurden italienisch.“

1826 ging Meyerbeer nach Paris und wurde ebensosehr chamäleonhaft Franzose, wie er zuvor Italiener geworden war. In Paris schrieb er zwar in 40 Jahren nur sieben große Opern, aber die machten ihn weltberühmt, schwerreich und zu einem komponierenden Superstar. Meyerbeer war der Andrew Lloyd Webber des 19. Jahrhunderts, und Paris, das man die Hauptstadt des 19. Jahrhunderts genannt hat, lag ihm zu Füssen. Aber auch Kollegen wie Rossini, Berlioz, Verdi und Wagner waren von Meyerbeers auftrumpfender, nicht selten geschmackloser und überbordender Kunst dermaßen fasziniert, dass er in vielen ihrer Werke bis heute lebendig ist. Sentas Ballade aus dem Fliegenden Holländer ist ohne Meyerbeers Einfluß ebensowenig denkbar wie Verdis Massenszenen in der Aida.

Meyerbeers französische Opern setzten bis 1900 den Standard für Opern weltweit. Bis 1930 wurden sie regelmäßig gespielt, dann aber verschwanden sie fast über Nacht aus dem Repertoire. Die Werke, die siebzig Jahre lang als das Nonplusultra der großen Oper gegolten hatten, wurden auf einen Schlag zu einer Ansammlung aus leerem Getöse, aufgeputztem Kitsch und romantischem Talmi. Meyerbeer stand nun für all das, was das 20. Jahrhundert am 19. verabscheute.

Seit vierzig Jahre jedoch gibt es eine Meyerbeer-Renaissance, die nun neben den Opern auch Meyerbeers Liedschaffen erfaßt hat. Dieser Magier des Orchesters und der großen Stimmen hat 83 Lieder für Singstimme und Klavier komponiert, die in ihren besten Stücken mit denen Schuberts  und Schumanns mithalten können. Seine melodischen und tonschönen Lieder zeigen, dass Meyerbeer alles kann: den raschen Galopp ebenso wie den kleinen Walzer oder die sentimentale Romanze. Obwohl er nicht oft als Pianist aufgetreten ist, war Meyerbeer ein hervorragender Klavierspieler, was man dem oft virtuosem Klavierpart dieser Stücke anmerkt.

Die Sopranistin Andrea Chudak und der Pianist und Dirigent Andreas Schulz haben beide an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin studiert und schon eine ganze Menge Preise eingeheimst. Seit 2012 treten sie gemeinsam als Lied-Duo Chudak-Schulz auf und widmen sich einem anspruchsvollen, oft unbekannten Repertoire, in dem sie regelmäßig schöne Entdeckungen machen wie hier im Fall der Lieder Meyerbeers.

Best.-Nr.: BM319294

Mit der Sopranistin Andrea Chudak sind bisher folgende CDs bei ANTES erschienen:

BM319181: Zwiegespräche – Lieder und Duette v. Monteverdi, Haydn, Schröter u.a.
BM319254: Im Grase lieg ich – Lieder v. Schubert, Schumann, Mozart, Mendelssohn u.a.
BM319280: Carl Maria von Weber – Lieder