Die Albert Schweitzer-Orgel in Strasbourg-Cronenbourg
an der Orgel: Winfried Enz
Bach war für Albert Schweitzer das Maß aller Dinge. Schweitzer, dreifacher Doktor, Professor, Theologe, Prediger und Musiker, auch wenn zu seinen Universitäts- fächern die Musik nicht gehörte. Als Elsässer dazu prädestiniert, zwischen Deutschen und Franzosen zu vermitteln, hat er Johann Sebastian Bach auch literarisch Frankreich nahe gebracht. Und ihn immer wieder gespielt.
Zugleich hat er sich um neue Konzepte für die Orgel gekümmert. Die Vorteile der deutschen wollte er mit den Vorteilen der französischen Orgeln verbinden. Daraus wurde eine regelrechte „Orgelreform“ im Elsass. Schweitzer konzipierte unter diesem Gesichtspunkt die Orgel für die protestantische Kirche Saint-Sauveur in Straßburg-Kronenburg. In der „Erlöserkirche“ entstand so 1907 die erste Musterorgel dieser Reformbewegung. Schweitzers Vorstellung einer perfekten Orgel war geprägt durch das Negativerlebnis der seinerzeit hochgepriesenen „Fabrik-Orgeln“ in Deutschland, die er als dröhnend und kalt empfand. Er wollte zurück zum tonschönen Klang, der es ermöglichen sollte, „auf der Orgel zu predigen“. Das könnte geschehen durch die Verbindung der Logik und Übersichtlichkeit der französischen mit den in Deutschland üblichen Spielhilfen. Nicht alle seine Wünsche konnten in Saint-Sauveur erfüllt werden, aber doch die meisten. Der Klang dieser Orgel besticht durch Klarheit und fast kammermusikalische Möglichkeiten, wie sie vor allem in den hier vorliegenden Mendelssohn-Aufnahmen deutlich werden. Aber natürlich auch bei Johann Sebastian Bach, der befreit vom üblichen Dröhnen plötzlich in seiner ganzen Durchsichtigkeit
erklingt.
(Alfred Marquart)
Best.-Nr.: BM312429
Eine weitere Orgel-Einspielung mit Winfried Enz ist erschienen unter
BM312418 – Die Orgel zu St. Laurentius Wiesloch